07.03.2018

Craft brewers conference (CBC)

Rückblick auf 2017 | Nach der Craft Brewers Conference (CBC) 2016 in Philadelphia hatten wir noch vermutet, dass die Conference in Washington 2017 „vermutlich mit einem erneuten Besucherrekord“ aufwarten wird. Tja, das hat geklappt, wenn auch denkbar knapp, 13 000 Besucher wurden 2016 gemeldet, nach Washington kamen in diesem Jahr 13 300 Besucher. Das ist weit entfernt vom Zuwachs vergangener Jahre, aber immer noch, nicht nur von den Besucherzahlen der Messe her, ein stattliches Niveau. Rekordzahlen gab es hinsichtlich der Aussteller – über 900 präsentierten ihre Produkte.

Die gute Nachricht: Der amerikanische Craft Bier-Trend bleibt stabil. Noch besser, die Biere werden deutlich trinkbarer, die Maxime folgt nicht weiter dem Prinzip: mehr Alkohol, mehr Hopfen. Zumindest nicht ausschließlich. Die schlechte Nachricht: Die Euphorie der letzten Jahre ist etwas aus dem Markt gewichen. Der Platz in den Regalen wird knapp und so müssen sich auch die Craft Brauer mit einer möglichst kosteneffizienten Produktion und langen Haltbarkeiten ihrer Produkte auseinandersetzen. Kurz: Der Anteil der bärtigen, mit Flanellhemd und Shorts bewehrten Brauer in den Messehallen der CBC sinkt – wieder öfter zu entdecken ist der üblich Business Dresscode.

Zahlen bitte!

Doch nicht allein an solchen Oberflächlichkeiten lässt sich der Stimmungsumschwung in der Craft Bier-Szene belegen. Auch die folgenden Zahlen, wie üblich vom Chef-Economist der Brewers Association (BA) Bart Watson präsentiert, sprechen eine deutliche Sprache. So legten die US-Craft Brauer 2016, bezogen auf die gesamte US-Braubranche, kaum merklich an Umsatz und Volumenanteilen zu. Beim Volumen entfallen 12,3 Prozent auf Craft Bier, beim Umsatz sind es 21,9 Prozent. Im Vergleich zu 2015 nur eine Änderung im Bereich der Nachkommastellen. Was zeigt: der Markt ist langsam gesättigt, das Wachstum innerhalb der Craft Brauer-Branche hat sich von 2015 auf 2016 halbiert, von 12 Prozent 2015 auf „nur“ noch sechs Prozent im vergangenen Jahr. Das sind immer noch sehr gute Zahlen, aber eben nicht mehr das, was der Craft Brauer über die letzten Jahre gewohnt war. Für das produzierte Biervolumen bedeuten sechs Prozent Wachstum aber immerhin noch ein Plus von 1,4 Mio BBl (1,64 Mio hl) Craft Bier, was rein vom Volumen her betrachtet etwas über dem Wert des Jahres 2011 liegt. Die Zahl neu eröffneter Brauereien geht im Vergleich zum Vorjahr nur leicht zurück und liegt 2016 bei beeindruckenden 826 – wie viele sich davon langfristig am Markt behaupten werden können, bleibt abzuwarten. Die Anzahl von Brauereischließungen hat nämlich 2016 ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht. „Sorry, we‘re closed“ mussten 2016 97 Craft Brauer ihrer Kundschaft erklären. Die noch aktiven US-Craft Brauer produzierten im Jahr 2016 24,6 Mio BBl (28,85 Mio hl). Die vorhandene Kapazität der Betriebe übersteigt dies noch ein ganzes Stück, nach Angaben der BA wären derzeit 40,2 Mio BBl (47,15 Mio hl) möglich. Das Interesse, diese Lücke zu schließen, ist sicher groß, denn der Preis für Craft Bier steigt noch. Im Schnitt bezahlten die Kunden 2016 noch einmal 2,9 Prozent mehr für Craft Bier. Für einen Case, also 24 Flaschen oder Dosen Bier, liegt der Preis im Schnitt bei 36,18 USD.

Das immer noch vorhandene Wachstum der Branche kommt allerdings sehr unterschiedlich bei den verschiedenen Betriebsgrößen an. Während Brewpubs und die sogenannten Micros weiterhin zweistellig zulegen, Brewpubs um 14,8 Prozent und Micros sogar um 27 Prozent, stockt das Wachstum bei den regionalen Brauereien. Hier beträgt das Plus nur noch 0,9 Prozent. Wie auch in anderen Branchen üblich, ist der „Mittelstand“ als erstes von der sich eintrübenden Stimmung am Markt betroffen. Auf einem guten Weg sehen die US-Craft Brauer den Bier-Export, insgesamt 465 617 BBl (546 168 hl) machten sich auf den Weg zu Kunden außerhalb der USA. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg von 4,4 Prozent.

Biertrends

Die beliebteste Sorte aus US-Braukesseln ist und bleibt das IPA, das Segment wächst auch 2016 um stolze 22,6 Prozent und erreicht einen Umsatzanteil von ebenso stolzen 25,4 Prozent. Mit weitem Abstand folgen auf Platz zwei mit einem Umsatzanteil von 13,3 Prozent die Seasonals. Diese ehemalige Wachstumskategorie musste allerdings einen Rückgang um 2,3 Prozent hinnehmen. Den stärksten Rückgang verzeichnete das Amber Lager, hier schrumpfte die Menge um über sechs Prozent. Generell ist laut BA ein Trend hin zu eher leichteren Biersorten zu bemerken.

Die aktuelle Marktsituation gibt laut Brewers Association aber noch keinen Grund zur Sorge, ähnlich Situationen habe man schon erlebt und auch überlebt. Bereits 1997 titelte „The New Brewer“: „Growth slows in a crowded market“. Man gibt sich optimistisch, schließlich liegen die Craft Bier-Verkäufe auf einem Allzeithoch und „we‘ve build businesses, that people love in their communities“, so Paul Gatza, Director Brewers Association. Die kleinen Betriebe seien gesund und Wachstum noch zu finden – nur eben in einem umkämpften und dicht gedrängten Markt.

Craft Brewers Conference 2017
Craft Brewers Conference (CBC) 2017 in Washington D.C., USA

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