Psychodramen und Wachstumschancen
Seit vergangenem Jahr ergründen unsere langjährigen Marktexperten Dr. Kai Kelch und Christiane Hohmann, Getränke-Info, Braunfels/Düren, den „wahren Bierabsatz“. Keine einfache Aufgabe, denn die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes enthalten nicht die Daten für die steuerfreien Sorten mit geringem oder ohne Alkoholanteil. Durch diese zusätzlichen, eigenen Recherchen zeigt sich ein genaueres Bild des Bierabsatzes für 2016 – eine von vielen Brauereien höchst willkommene Analyse. Daher schließen wir uns dem Appell der Autoren um Unterstützung der Recherchen gerne an! Immerhin schrumpft das Minus beim Bierabsatz 2016 durch Hinzurechnen von alkoholfreiem Bier, Malzbier und Fassbrause noch etwas zusammen. Die genauen Zahlen finden Sie ab Seite 343.
id="system-readmore" /> <p>Veränderungswillig – Der deutsche Biermarkt befindet sich im Umbruch, sagt Radeberger-Geschäftsführer Dr. Niels Lorenz und erteilt dem „branchentypischen Beharrungsvermögen“ eine Absage. Der nahezu stabile Inlandsabsatz möge nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Biermarkt vor tiefen Einschnitten stehe: das Einkaufsverhalten der Kunden, die Kommunikation mit den Endverbrauchern wie auch die Erwartungen der Kunden an die Hersteller veränderten sich rasant und umfassend. Die Radeberger Gruppe reagiert mit ersten wichtigen Weichenstellungen, wie Dr. Lorenz in seinem Statement ab Seite 353 darlegt. Dazu gehören Investitionen in den Online-Handel wie auch in neue Gastro-Konzepte und das direkte Endverbrauchergeschäft.</p> <p>Online sein – Neue Wachstumschancen eröffnen sich auch für kleinere Brauereien mit regionalen Spezialitäten, ist sich Michael Scherer sicher. Die Verschiebung der Konsumpräferenzen von Jung und Alt hin zum bequemen Online-Bezug werde von der Lebensmittelbranche noch bei weitem nicht ausreichend genutzt, bestätigt der Geschäftsführer der Societät Norddeutscher Brauereiverbände/BierSelect GmbH, Hamburg. Lediglich sieben Prozent beträgt der Online-Handel am Biergeschäft, wobei gerade Spezialitäten mit ihren höheren Margen gute Aussichten haben. „Traditionen und digitale Zukunft gilt es zu verbinden“, sagt Scherer und stellt ab Seite 345 ein Online-Vertriebsmodell vor.</p> <p>Emotional versus rational – Noch drastischer bringen es Florian Klaus und Dr. Uwe Lebok, K&A BrandResearch, Röthenbach/Nürnberg, auf den Punkt, wenn sie vom Psycho-Drama Bier sprechen (S. 350). Die Autoren beleuchten das, was „die gallischen Dörfer in der Bierdramatik“ richtig machen, wenn sie ein Vielfaches für einen Kasten Bier bekommen als andere Brauereien. Emotionalität schlägt Rationalität, und jede Brauerei, jede Marke hat mindestens eine spannend zu inszenierende Geschichte, die die erlebnishungrige nachwachsende Generation von Biertrinkern für eine Marke begeistern kann, versprechen die Marketing-Experten.</p>"Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 12-13, 2017, S. 335
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- 335_brauwelt_2017.pdf