Enttäuschende Braugerstenernte 2023 in Deutschland
Braugerstenreport | Die Braugerstenernte 2023 gilt nach ersten Erhebungen der geernteten Mengen und Analyse der Qualitäten als die schlechteste Ernte in den vergangenen Jahrzehnten. Das berichtet die Braugersten-Gemeinschaft e.V., München, in ihrem ersten Erntebericht über die Braugerstenernte 2023 in Deutschland.
Nahezu alle witterungsbedingten Rahmenbedingungen, die sich negativ auf den Ertrag und die Erntequalität der Sommergerste auswirken können, traten im Vegetationsjahr 2023 ein. Bereits im Herbst 2022 war der Rückgang der Anbauflächen abzusehen, da die damals unzureichend geernteten Mengen an Futter- und Energiepflanzen zur Versorgung des Tierbestands und bestehender Biogasanlagen aufgefüllt werden mussten. Zusätzlich wurde die Anbaufläche wegen der ungünstigen Aussaatbedingungen im Frühjahr reduziert, da Landwirte vielerorts für Braugerste geplante Flächen umwidmen mussten. Mit nur 322 000 ha Anbaufläche wäre auch bei einer Durchschnittsernte weniger Braugerste als im Vorjahr zu erwarten gewesen. Die Flächen von im Herbst ausgesäten Sommergerstensorten wurden abermals gesteigert und erreichten trotz einiger Auswinterungsschäden rund 45 000 Hektar bundesweit.
Auf das nasse und kalte Frühjahr folgte eine trockene und heiße Großwetterlage, die sich über sechs Wochen hinzog. Die Bestockung und Jugendentwicklung früh gesäter Bestände war gut, spät gesäte Bestände litten bereits unter den extremen Witterungsbedingungen. Dünne Bestände, unzureichende Kornfüllung und frühe Abreife führten in Summe zu schwachen Erträgen, unterdurchschnittlichen Sortierungen und vielerorts hohen Eiweißgehalten.
Rund 50 Prozent der in Deutschland angebauten Sommergerste konnte in den Früh-erntegebieten vor Ende Juli geerntet werden. Danach wurde der Erntefortschritt durch kühles und niederschlagsreiches Wetter unterbrochen. Die reifen Bestände gingen ins Lager, wuchsen teilweise am Halm aus und wurden mit verschiedenen Mikroorganismen befallen, die sich bei der anhaltend feucht-warmen Witterung sehr schnell entwickelten. In Folge dieser Entwicklung waren die nach der Regenperiode geernteten Gerstenpartien grau, hatten verdeckten bzw. offenen Auswuchs und Probleme mit der Keimfähigkeit. Trotzdem wurden aus Gründen der Versorgungssicherheit viele dieser Partien angenommen.
Die Heterogenität der Ernteware ist enorm. Gerade beim Eiweißgehalt und bei der Sortierung setzen sich die Durchschnittswerte aus extrem niedrigen und extrem hohen Einzelpartien zusammen. Dementsprechend sind Durchschnittswerte nicht einmal kleinräumig wirklich aussagekräftig.
Die Gesamterntemenge an im Frühjahr ausgesäter Sommergerste beläuft sich nach dieser Aufstellung auf ca. 1,5 Mio. Tonnen. Lediglich rund 50 Prozent davon hat Brauqualität, sodass sich rund 780 000 Tonnen Braugerstenanlieferung ergeben. Bereits während der Ernte wurden Zugeständnisse insbesondere in den Bereichen Eiweißgehalt, Sortierung und äußere Qualität bei der Warenannahme gemacht und somit die Gesamtmenge etwas nach oben korrigiert. Die Menge dieser Qualitäten ist nicht erfasst.
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Quelle
BRAUWELT 45-46, 2023, S. 1132
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- Braugersten-Gemeinschaft e.V., München, Deutschland