InBev bereitet feindliche Übernahme von Anheuser-Busch vor
Das nennt man psychologische Kriegsführung. Noch bevor Anheuser-Busch gestern Abend, Donnerstag 26. Juni 2008, seine Ablehnung der Kaufofferte verkünden konnte, hatte InBev bereits die Medien wissen lassen, dass man die Gerichte eingeschaltet habe.
Es ist schon beeindruckend zu beobachten, wie InBev seinen amerikanischen Konkurrenten Anheuser-Busch in den Medien vor sich hertreibt. Genau drei Stunden bevor Anheuser-Busch seine lang erwartete Ablehnung der USD 46 Milliarden-Kaufofferte veröffentlichte, hatte InBev die internationalen Medien wissen lassen, dass man am Sitz von Anheuser-Busch im Bundesstaat Delaware die Gerichte eingeschaltet habe.
Das Gericht soll den Aktionären von Anheuser-Busch das Recht bestätigen, die Führungsspitze auch ohne besonderen Anlass vorzeitig zu entlassen. Damit möchte InBev im Board von Anheuser-Busch eine Riege von Direktoren installieren, die InBev wohlwollender gesinnt ist.
Diese Taktik ist gegenwärtig recht beliebt unter Unternehmensjägern, die eine feindliche Übernahme vorbereiten. Sie wurde auch vom Investor Carl Icahn kürzlich bei Yahoo! angewandt, um das Internetunternehmen dazu zu zwingen, die Gespräche mit Microsoft wieder zu eröffnen.
Warum ausgerechnet Delaware? Nun, weil der Staat Delaware von U.S. Firmen gerne wegen seiner günstigen Steuersätze als Unternehmenssitz gewählt wird. Daher sind die Gerichte in Delaware auch bekannt dafür, dass sie größte Kompetenz in Fragen der Corporate Governance (Unternehmensführung und -überwachung) besitzen. Genau diese Fragen möchte InBev im Zusammenhang mit Anheuser-Busch klären lassen.
Wie InBev gestern auf die Anfrage der Brauwelt mitteilte, könne man keine Aussage dazu machen, innerhalb welchen Zeitraumes sich das Delaware Chancery Court zu dieser Angelegenheit äußern werde. Allerdings stehe das Gericht im Ruf, schnell und zügig zu entscheiden.
Wie längst erwartet worden war, haben die 13 Vorstände im Board von Anheuser-Busch die Kaufofferte von InBev zum Preis von USD 65 je Aktie nun auch offiziell als „zu niedrig“ zurückgewiesen.
Damit haben sie aber nicht grundsätzlich die Annahme eines höheren Angebots ausgeschlossen.
In einem Brief an den CEO von InBev, Carlos Brito, begründete August Busch IV. seine Ablehung des Angebots mit dem Hinweis, Anheuser-Busch sei mit 50 Prozent Marktanteil der größte Brauer der USA. Dank eines Anteils von 50 Prozent am mexikanischen Brauer Grupo Modelo und eines Anteils von 27 Prozent am chinesischen Brauer Tsingtao sei man überdies mit wichtigen internationalen Partnern in Wachstumsmärkten verbunden.
Ferner plane das Unternehmen bis 2010 rund USD 1,0 Milliarden an Kosten einzusparen.
Einen detaillierten Rettungsplan wollte August Busch IV. zu diesem Zeitpunkt nicht bekanntgeben. Jedoch wird gemutmaßt, dass Anheuser-Busch bald den Verkauf seiner Freizeitparks und seines Verpackungsunternehmens verkünden werde sowie die Zahlung einer Sonderdividende.
Durch die Ablehnung der Offerte läuft alles auf eine feindliche Übernahme hinaus. Zwar steht es InBev frei, sich mit einem höheren Angebot an das Board von Anheuser-Busch zu wenden. Dies erscheint jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt als unwahrscheinlich, da der InBev-CEO Carlos Brito schon mehrfach betont hat, das Angebot von USD 65 je Aktie sei „gut und fair“.
In einer feindlichen Übernahmeschlacht hat Anheuser-Busch die schlechteren Karten, denn die Familie Anheuser-Busch und das Management können aufgrund der breiten Streuung der Aktien eine Übernahme aus eigener Kraft nicht verhindern.