Nun also doch: InBev kauft Anheuser-Busch
Am Ende ging es schnell. Zwar lieferten sich InBev und Anheuser-Busch vergangene Woche noch einige juristische Scharmützel, doch die Aktionäre von Anheuser-Busch hatten das letzte Wort und sie drängten zum Verkauf. Damit konnten sie einen Imageschaden vom größten amerikanischen Brauer gerade noch abwenden.
Heute, Montag 14. Juli 2008, war die Übernahme perfekt. InBev gab bekannt, man habe sich mit Anheuser-Busch darauf geeinigt, die Unternehmen zu vereinen. Das ursprüngliche Angebot von InBev in Höhe von USD 65 je Aktie musste InBev allerdings toppen, um bei Anheuser-Busch zum Zuge zu kommen. Nun zahlt InBev USD 70 je Aktie und zwar in bar. Das lässt den Kaufpreis von Anheuser-Busch um USD 6 Milliarden auf USD 52 Milliarden nach oben klettern.
Nachdem das Board von Anheuser-Busch das erste Angebot von InBev Ende Juni abgelehnt hatte, war allen klar, dass InBev seine Offerte aufstocken muss, um die Meinung der Aktionäre zu seinen Gunsten zu wenden. Obwohl InBevs CEO, Carlos Brito, nicht müde wurde zu betonen, dass sein Angebot für Anheuser-Busch „gut und fair“ sei, war es nur eine Frage der Zeit, bis Anheuser-Busch zu Gesprächen über einen Verkauf bereit sein würde, als die Analysten die Zahl von USD 70 je Aktie in die Diskussion brachten.
Wie wir berichteten, besitzt die Familie Busch, die seit fünf Generationen das Unternehmen führt, keine Aktienmehrheit. August Busch IV und sein Vater, halten, Medienberichten zufolge, gerade mal ein Aktienpaket von unter 2 Prozent. Daher musste sich die Abwehrstrategie von Anheuser-Busch auf die Methoden der psychologischen Kriegsführung beschränken.
Doch auch auf diesem Feld bewies sich InBev als ein Meister der Planung. Nachdem das Board von Anheuser-Busch das erste Angebot abgelehnt hatte, reichte InBev eine Klage beim Gericht in Delaware ein mit dem Ziel, die Mitglieder des Boards von Anheuser-Busch auszuwechseln. Noch bevor Anheuser-Busch darauf etwas erwidern konnte, unterbreitete InBev den Aktionären von Anheuser-Busch eine Liste mit Namen potentieller Board-Mitglieder, die, so durfte man unterstellen, einem Verkauf von Anheuser-Busch an InBev wohlwollender gegenüberstehen würden.
Rückblickend kann man sagen, dass InBev seit der Unterbreitung des ersten Angebots am 11. Juni 2008 stets die Initiative behielt und Anheuser-Busch, zumindest medial, vor sich her trieb.
Anheuser-Busch reagierte auf die unerwünschten Avancen von InBev mit einer patriotischen Kampagne, welche die öffentliche Meinung gegen einen Verkauf an InBev beeinflussen solle. Diese Kampagne trug schnell Früchte. Die amerikanischen Massenblätter machten Front gegen InBev. Und weil die heiße Phase des US-Präsidentschaftswahlkampfes gerade begonnen hat, konnte sich auch der Kandidat der Demokraten, Barak Obama, eine Bemerkung zu diesem Vorgang nicht verkneifen. Vergangene Woche sagte er, es sei „eine Schande“, sollte der amerikanische Brauer an ein ausländisches Unternehmen verkauft werden.
Da wurde es den Aktionären von Anheuser-Busch dann doch zu viel. Erstens geht eine Kampagne, die an krude nationalistische Gefühle appelliert, vielfach an der Wirklichkeit vorbei. In diesem Falle an den Aktionären von Anheuser-Busch. Längst ist das Kapital international. Oder welcher Nationalität ist der Hauptaktionär von Anheuser-Busch zuzurechnen, ein Investmentfonds der Barclays Bank, der über 6,1 Prozent der Aktien verfügt? Zweitens, und das war der ausschlaggebende Grund, weshalb die Aktionäre weitere Feindseligkeiten unterbinden mussten, hätte die Kampagne den Marken Bud und Budweiser nach einem Verkauf an InBev einen irreparablen Imageschaden zufügen können. Damit wäre niemandem gedient gewesen.
Nun haben sich Anheuser-Busch und InBev darauf geeinigt, das neue Unternehmen „Anheuser-Busch InBev“ zu nennen. Das klingt kompliziert und es ist zu erwarten, dass irgendwann einmal ein Teil des Namens weggelassen wird. Wetten, dass es InBev sein wird?
Dem neuen Board unter dem Vorsitz von Carlos Brito sollen zwei ehemalige Vertreter von Anheuser-Busch angehören. Einer davon ist August Busch IV, der jetzige CEO. Der zweite Vertreter ist noch zu benennen.
Addiert man die Zahlen der beiden Unternehmen auf der Basis von 2007, kommt der neue Weltmarktführer auf einen Gesamtbierausstoß von 460 Millionen hl, einen Umsatz von EUR 26,6 Milliarden und ein EBITDA von EUR 7,8 Milliarden.
InBev hat heute erneut bekräftigt, dass keine der Brauereien von Anheuser-Busch in den USA geschlossen werden soll. Stattdessen soll es Synergien in Höhe von USD 1, 5 Milliarden jährlich ab 2011 geben. Wie das ohne den Abbau von Arbeitsplätzen geschehen soll, bleibt aber unklar.
Als Teil seiner Verteidigungsstrategie hat Anheuser-Busch bereits vor zwei Wochen ein Kostenreduzierungsprogramm in ähnlicher Höhe bekanntgegeben, das den Abbau von 10 Prozent bis 15 Prozent der etwa 30,000 Mitarbeiter vorsieht. Man darf davon ausgehen, dass auch nach dem Zusammenschluss der beiden Brauer an diesem Programm festgehalten wird und sich der Druck auf die Zulieferindustrie in bekannter InBev-Manier weiter vergrößern wird.
Außerdem wurde verkündet, dass Budweiser, neben Stella Artois und Beck’s, in die Riege der globalen Marken des Konzerns aufgenommen werden soll, was sofort die Frage aufwirft, wer künftig als Käufer der tschechischen Brauerei Budweiser Budvar in Frage kommt, wenn der Staatsbrauer irgendwann zum Verkauf steht. Wie wir berichteten, dürfte Anheuser-Busch InBev kein Interesse daran haben, einen strategischen Preis (sprich viel Geld) für Budweiser Budvar auszugeben, bloß um den leidigen Disput um die Markenrechte zu beenden. So wie es aussieht, könnte der tschechische Staat auf seinem Familiensilber sitzenbleiben – eine Entwicklung, über die man in der Staatsbrauerei Budweiser Budvar nicht allzu traurig sein dürfte.
Aufgrund der geringen geographischen Überschneidung von Anheuser-Busch und InBev erwartet man keine Probleme mit Wettbewerbshütern. Folglich könnte die Transaktion bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.
InBev finanziert die Übernahme durch die Aufnahme von Schulden in Höhe von USD 45 Milliarden. Finanziert wird der Deal von den Banken Banco Santander, Bank of Tokyo-Mitsubishi, Barclays Capital, BNP Paribas, Deutsche Bank, Fortis, ING Bank, JP Morgan, Mizuho Corporate Bank und der Royal Bank of Scotland. Gleichzeitig hat InBev den Verkauf von Geschäftszweigen avisiert, die nicht länger zum Kerngeschäft gehören sollen. Dieser Verkauf soll mindestens USD 7 Milliarden erbringen.