Biergenuss unter Beschuss
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt die Hersteller und Vertreiber alkoholischer Getränke, also auch die Brauer, gleich mit Waffenhändlern, Drogenhändlern und der Tabakindustrie. Alle werden unter dem Begriff zusammengefasst: „MOD“ (Merchants of Death/Kaufleute des Todes). Die Gesundheits- und Alkoholpolitiker der WHO und der EU haben dem Alkoholkonsum den Kampf angesagt. Dabei unterscheiden sie nicht mehr zwischen Genuss und Missbrauch, sondern nur noch zwischen Abstinenzlern und Konsumenten, wie Stefan Koller, Vizepräsident des Bayerischen Brauerbundes, bei der Eröffnung der 51. Brauwirtschaftlichen Tagung am 15. Mai 2006 in Freising betonte (s a. S. 597).
Das Bedrohungspotenzial Alkoholpolitik war auch Hauptthema beim Deutschen Brauer-Tag des Deutschen Brauer-Bundes vom 16. bis 18. Mai 2006 in Köln (S. 600). Lt. Dr. Richard Weber, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, haben sich die deutschen Brauer schon seit Jahren zu einem maßvollen, verantwortungsvollen Konsum ihrer Produkte bekannt. Der Kampf gegen den Alkoholmissbrauch ist, so Dr. Weber, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der jeder Bürger, jede Interessengruppe oder Ausbildungsstelle einen Beitrag leisten sollte.
„Bier bewusst genießen“ heißt eine von den Brauereien selbst getragene und realisierte Kampagne, die Michael Hollmann beim Brauertag in Köln vorstellte. Sie basiert hauptsächlich auf drei Aktionen: Bekenntnis der Brauereien zum moderaten Biergenuss mit allen Sinnen; „Don´t drink and drive“; „Alkohol? Sorry erst mit 16/18“. Diese Aktionen haben den Vorteil, dass sie sich in die individuelle Markenwerbung der Brauereien gut integrieren lassen.
Die Balance aller Genussfaktoren bis hin zur Drinkability machen ein Bier einzigartig und zu einem Genuss, dem mit am wichtigsten Faktor beim Bierkonsum, wie Charlie Papazian, Präsident der Brewers Association, Boulder/Co., USA, bei der Verleihung der World Beer Cup-Medaillen an europäische Brauereien am 4. Mai 2006, ausgerichtet von der Fa. Sahm GmbH + Co. KG, Höhr-Grenzhausen, bemerkte (S. 598). Dieser Wettbewerb soll nicht nur den hohen Qualitätsstandard der internationalen Biere unter Beweis stellen, sondern auch die globale Biervielfalt, und er soll den verantwortungsvollen Umgang mit dem alkoholischen Getränk Bier fördern. Es geht auch neben dem Genuss um das Anheben des Stellenwertes für das Bier bei den Konsumenten. Zu jedem Anlass, so Papazian, und zu jeder Gelegenheit gibt es das passende Bier.
Wie sag ich es meinem Kunden? Das ist eine an dieser Stelle schon wiederholt gestellte Frage. Ich kann St. Koller nur beipflichten, wenn er fordert: „Aufgabe der Verbände ist es, gemeinsam mit den Brauereien die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Vermarktung des Produktes Bier nicht unangemessen behindert wird.“ Die Verbände wie auch die Fachzeitschriften können dabei nur Anregungen und Hilfestellungen geben sowie rechtzeitig auf Entwicklungen im gesellschaftlichen wie im politischen Bereich hinweisen. Vor Ort müssen die Brauereien schon selbst aktiv werden und sich auch schon mal mittelfristig überlegen, wie sie ihre Kunden ansprechen wollen, wenn es tatsächlich einmal zu Werbeeinschränkungen kommen sollte. Entsprechende Fachzeitschriften für den Handel, wie z. B. der getränke markt, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, könnten mit dazu beitragen, Wissen über Bier und Bierkennerschaft über die Absatzmittler an den Endverbraucher zu übermitteln, abgesehen von gut aufgemachten Endverbrauchermagazinen, die dann von der Branche aber auch entsprechend unterstützt werden müssten.
Übrigens ist das Jubiläumsheft des getränke marktes voll von hochinteressanten Artikeln und Informationen über den gesamten Getränkemarkt gestern, heute und morgen. Einfach anfordern unter +49 911/9 52 85 29.
Autoren
Karl-Ullrich Heyse
Quelle
BRAUWELT 21, 2006, S. 595