Mangelnde Kompetenz und ihre Folgen
Die Verbraucher verlieren dramatisch an Kompetenz im Umgang mit Nahrungsmitteln. Zu diesem Schluss kam die Food-Journalistin Dagmar Freifrau von Cramm im Rahmen der DLG-Lebensmitteltage in Bad Soden. Zwar beschäftigt sich eine wachsende Zahl bekennender Hobby-Köche intensiv mit der Vielfalt von Lebensmitteln, die weitaus größere Zahl der Verbraucher verlässt sich jedoch auf die Kompetenz und Glaubwürdigkeit der Lebensmittelproduzenten.
Dies betrifft auch die Brauwirtschaft. In dem Maße, wie Verantwortung für die eigene Ernährung an den Lebensmittelproduzenten abgegeben wird, steigen die Ansprüche der Verbraucher an die Produkte. Geschmack, Frische der Lebensmittel, Informationstransparenz sowie Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln sind Aspekte, für die die Brauwirtschaft zunehmend Verantwortung trägt (S. 78).
Vor diesem Anspruch besteht unser heutiges Marketing-Beispiel. Wir sind zu Gast beim Uerigen in Düsseldorf. „Uerig“, also schlecht gelaunt, braucht hier niemand zu sein. Die Hausbrauerei mit Kultstatus brummt und trotzt damit jedem Negativ-Trend. „Dass wir alles an einem Standort produzieren und anbieten, kommunizieren wir ganz gezielt, weil wir das als wesentliche Kernaussage für ein ehrliches Produkt aus einer Hausbrauerei verstehen“, betont Uerige-Inhaber Michael Schnitzler. Hier werden sehr erfolgreich Biere gebraut, Biere ausgeschenkt und „Bier begleitende Speisen“ gereicht. Kompetenz und Glaubwürdigkeit werden gleich mitgeliefert. Wie das funktioniert? „Uerige – Alles andere ist Alt“, ab Seite 86.
Mangelnde Kompetenz im Umgang mit Alkohol hat katastrophale Folgen. Kein schönes Thema. Die Brauwirtschaft ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Beim Deutschen Brauertag Mitte letzten Jahres ging Dr. med. Oliver Bilke, Berlin, der Frage nach: Wie gefährlich ist Alkohol – zum Beispiel im Vergleich zu einem Hammer? (vgl. Brauwelt, Nr. 27, 2008, S. 750). In seinem heutigen Beitrag schildert Bilke die Gefahren des Alkoholmissbrauchs und der Abhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen (S. 89). Er zeigt auf, dass das soziale Umfeld, Familie, Freunde und andere wichtige Bezugspersonen bei der Entstehung wie auch bei der Behandlung von Suchtkrankheiten ganz erheblich von Bedeutung sind.
Themenwechsel – Produktionsplanung und Prozesssimulation. Ohne Informationstechnologie geht heute kaum noch etwas, und die moderne Datenverarbeitung hat schon lange in den größeren Betrieben Einzug gehalten. Die Verwendung der so genannten Open Source Software-Komponenten und die geringen Hardware-Anforderungen machen die neuen Entwicklungsansätze aber auch für kleine und mittelständische Betriebe der Brau- und Getränkebranche interessant (S. 94). Mittels virtuellen Betriebes einer Brauerei per Simulation lassen sich diverse Szenarien durchspielen und optimieren – gerade bei verbraucherrelevanten Aspekten wie Qualität, Geschmack oder Sicherheit.
Autoren
Lydia Junkersfeld
Quelle
BRAUWELT 4-5, 2009, S. 75