Die vielseitigen Gesichter der Branche
Beim traditionellen Bockbieranstich der Privaten Brauereien Bayern e.V. schätzte Präsident Gerhard Ilgenfritz die derzeitige Situation der Branche als „angespannt, aber mit positiven Aussichten“ ein. An die anwesenden Vertreter der Politik appellierte er vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Brauern Planungssicherheit bieten und damit auch die Investitionsbereitschaft erhöhen. Beispielhaft für die Verunsicherung sei der WHO-Aktionsplan gegen Alkohol. Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich Problemgruppen durch Verbote nicht beeindrucken ließen (S. 289).
Verantwortungsbewusst – Dass Aufklärung wirkungsvoller ist als Reglementierung, belegt der Konsumrückgang von alkoholhaltigen Getränken bei Jugendlichen, den die Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. als klaren Erfolg der zahlreichen Aufklärungskampagnen wertet, die zum Teil gemeinsam mit den Brauerverbänden gestartet wurden (S. 290).
Zukunftsorientiert– Den Trend zu regionalen Produkten und Spezialitäten, den Ilgenfritz als erfolgversprechend für die Mitgliedsbrauereien seines Verbandes ansieht (S. 289), konnte man auch bei der Biofach 2012 in Nürnberg erkennen, auf der u. a. alkoholfreie Getränke und Spezialitätenbiere auf Basis alternativer Getreidesorten vorgestellt wurden (S. 289). Die Verarbeitung alternativer Cerealien und die Sicherung der Rohstoffe waren die bestimmenden Themen beim 9. Rohstoffseminar und dem ersten Teil des 45. Technologischen Seminars, das der Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie der TU München gemeinsam mit dem Fachverlag Hans Carl veranstaltete. Als Zuchtziele formulierte Walter König, Bayerischer Brauerbund und Braugerstengemeinschaft, neben dem Erhalt der braurelevanten Parameter die Berücksichtigung von Ertrag, Resistenzen und der Anpassung an Witterungsextreme (S. 315 ff.). Als Beitrag zur Rohstoffsicherung ist sicherlich die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu werten, wonach die unabsichtliche Aussaat von gentechnisch veränderten Organismen verboten bleibt und ein unkontrollierter Anbau nicht sicherheitsgeprüfter Gentech-Pflanzen verhindert wird (S. 294).
Widersprüchlich – Während im April in München ein Bierfestival die Verbraucherwahrnehmung von Bier in Richtung eines hochwertigen Premium-Produktes lenken möchte (S. 294), tobt der Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel. Da ist es im Sinne der gesamten Branche zu begrüßen, dass die Regierungskoalition den Verkauf von Lebensmitteln unter Einstandspreis für weitere fünf Jahre verboten hat (S. 295).
Alle reden vom Export, doch warum sind deutsche Brauereien im Wachstumsmarkt USA so wenig erfolgreich? Ursachen und Lösungsansätze präsentiert Horst Dornbusch im Fachartikel „Export als Rettungsanker“ (S. 314).
Trotz der positiven Absatzentwicklung befindet sich die „AfG-Branche im Spannungsfeld zwischen Billigwaren und Prestigemarken“. Wie Premiumanbieter auch hier erfolgreich sein können, verrät der Nachbericht der Autorin Sandra Strobel zum 19. AfG-Kongress (S. 310).
Autoren
Alexander Hofmann
Quelle
BRAUWELT 11, 2012, S. 287