Die Wiederentdeckung der Brauerehre
Mit Freude vermeldete Dr. Johann Pichlmaier, Vorstandsvorsitzender der Hopfenverwertungsgenossenschaft Wolnzach, beim 2. Deutschen Hopfentag in Wernesgrün, dass sich allmählich ein Philosophiewandel im Umgang mit dem Rohstoff Hopfen einstellt. Die Abkehr vom reinen α-Säure-Denken, die u. a. die schnelle Zulassung von Aromahopfen-Neuzüchtungen ermöglicht hat, bietet den Brauern viele neue Freiheiten – auch im Rahmen des Reinheitsgebotes, wie Eric Toft in seinem Vortrag anschaulich zeigte. Nun heißt es „raus aus den Kellern“ und ab in die Hopfengärten! Dass sich der Mehraufwand für die grüne Revolution imagefördernd und damit positiv auf die Ausstoßzahlen auswirken kann, zeigten unter anderem die Beispiele von Schneider Weisse und der Privaten Landbrauerei Schönram (S. 1165).
Werte im Wandel – Bei seiner Ansprache zum 140-jährigen Jubiläum des Weissen Bräuhauses in München prognostizierte Georg Schneider der Branche elementare Umbrüche. Die Wiederentdeckung der Brauerehre, die eine wachsende Biervielfalt mit sich bringt, werde dazu beitragen, dass Bier (wieder) salonfähig wird (S. 1170).
Apropos Wertschätzung: Am BSZ für Ernährung in Dresden werden die Auszubildenden im Beruf Brauer und Mälzer bald Einblicke in den Hopfenanbau erhalten und erleben, welcher Pflege das grüne Gold auf dem Weg vom Fechser bis in die Sudpfanne bedarf (S. 1171).
Kostbare Zutat – Energie ist eine Zutat, die nicht deklariert wird. Angesichts steigender Energiepreise sind
Investitionen in energiesparende Technik immer sinnvoll – auch für kleine Brauereien. Die Anwenderberichte der Autoren Armin Schneider (S. 1172) und Markus Kunz (S. 1176) zeigen, dass selbst bei minimalen Platzverhältnis-sen und Kleinstanlagen noch Raum für energiesparende Anlagentechnik und die Kreativität der Braumeister bleibt.
Auf Kjeldahls Spuren – Im Kaltbereich der Brauerei bewegte sich thematisch das EBC Symposium in Kopenhagen. Von der wassersparenden Würzerückgewinnung aus dem Trub bis hin zur sicheren Betriebsweise von Pasteurisationsanlagen wurde ein interessantes Programm geboten. Spätestens beim Vortrag von Zakra Shokribousjein, KU Leuven, die Gushing-unterdrückende Eigenschaften bei einer Hopfenfraktion nachweisen konnte, bewegen wir uns zunächst wieder raus aus den Kellern und auf dem Weg in die Hopfenforschung, die noch großes Potenzial für wissenschaftliche Arbeit bietet (S. 1192).
Quelle
BRAUWELT 40, 2012, S. 1163