Trauer um Josef Englmann
Nachruf | Am 16. August 2025 ereilte uns die sehr traurige Nachricht, dass Harald Josef Martin Englmann unerwartet gestorben ist. Dabei waren wir noch am Donnerstag davor in Sachen Bier und Forschung gemeinsam unterwegs. Ohne sichtbare Anzeichen.
„Unser Jupp“, wie er von der gesamten Braubranche genannt wurde, wurde 75 Jahre alt. Geboren wurde er am 27. Juni 1950 in Waldkirchen (Niederbayern). Die Familie zog aber schon früh in den Landkreis Freising. Hier ging er in Schönbichl auf die Grundschule und machte auf dem Hofmiller-Gymnasium sein Abitur. Dort hatte er Bestnoten in Musik und spielte Trompete. Ein wichtiger Eintrag, welcher auch heute noch in den Akten seines langjährigen Arbeitgebers vermerkt ist. Josef Englmann leistete den Zivildienst, um anschließend sein Studium in Weihenstephan zum Dipl.-Ing. für Brauwesen 1972 zu beginnen und 1977 abzuschließen. In der Zeit war er auch immer wieder Werkstudent in der Staatsbrauerei Weihenstephan, wo er die Anforderungen der Braupraxis regelrecht aufsog. Und hier begann er, sein großes Netzwerk aufzubauen, welches er auch in einem Praktikum in der Herforder Brauerei, während der Studienzeit, erweiterte.
Nach dem erfolgreichen Abschluss zog es ihn für zwei Jahre in die Industrie zu dem Maschinenbauer Kettner nach München. Er wurde jedoch, zum Glück für die Branche, 1979 von Prof. Mändl, Leiter der damaligen Prüf- und Versuchsanstalt (heutiges TUM Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität), als Betriebsberater eingestellt und blieb dem Haus bis zu seinem Ruhestand im Juni 2014 treu – präzise nach 35 Jahren Tätigkeit. 1983 heiratete er seine geliebte Theresia Weingartner mit der er drei, heute erwachsene Jungs hat und eine glückliche Ehe führte. Nach dem Renteneinstieg blieb er aber noch für anderthalb Jahre am Forschungszentrum Weihenstephan aktiv.
Mit einer Einstellung auf Geringfügigkeitsbasis (erwähnenswertes Beamtendeutsch) sollte der sanfte Einstieg in den wohlverdienten Ruhestand erfolgen. Aber mit dem sanften Übergang hatte er es nicht so. „Wir machen weiter wie gehabt, aber die Brauerei, mit der wir zusammenarbeiten, muss ein Bräustüberl haben!“ Denn nur wenn man das Produkt kennt, dann kann man den ganzen restlichen Prozess richtig beurteilen.
Josef „Jupp“ Engelmann war in seiner ganzen Bescheidenheit, in der er sich nie in den Vordergrund gedrängt hat, ein dermaßen profunder Kenner der Branche, einer der absolut herausragenden fachlichen Experten des Malz- und Bierbereitungsprozesses sowie aller Rohstoffe und allem, was diese Szene so besonders macht. Er besaß eine gehörige Portion an Neugier, Interesse und Kreativität, so dass er bis zum Schluss vor Ideen sprudelte. Das konnte man auch an den zahlreichen Vorträgen, Publikationen, Buchbeiträgen, Patenten usw. sehen. Seine Kollegen und auch seine „Kunden“ haben ihn noch bis kurz vor seinem Tod regelmäßig konsultiert. Josef konnte zuhören und dann mit scharfem Verstand die Themen analysieren und Lösungen aufzeigen, die mit aller Erfahrung diesem langen Berufsleben entstammten. Dazu kam seine ungemein angenehme, humorvolle und freundliche, ja herzliche Art. Jeder hat sich mit ihm verstanden, auch wenn manche Berliner Kollegen die Worte umi, obi oder aufi vielleicht nicht ganz so sicher zuordnen konnten. Man hat den Weg trotzdem gefunden, und man konnte aber auch darüber mit ihm herzlich lachen.
Wir haben mit Josef „Jupp“ Englmann einen herzensguten Menschen, eine prägende Gestalt unserer Branche und Weihenstephans, einen ganz hervorragenden Brautechnologen, einen besonderen Freund verloren!
Schlagworte
Autoren
Martina Gastl, Martin Zarnkow
Quelle
BRAUWELT 2025
Firmen
- Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität (BLQ), Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Technische Universität München, Weihenstephan, Deutschland