Der „mastro birraio“ ist tot
Nachruf | Vollkommen unerwartet verstarb in Rom am 6. August 2024 mit Giorgio Zasio einer der ganz Großen der italienischen Brauwirtschaft.
Zasio wurde am 10. Dezember 1941 in Feltre (Belluno) geboren. Gleich nach seiner Ausbildung lernte er Deutsch und absolvierte mehrere Praktika in deutschen Brauereien, wo er sich das Geld für sein Studium an der Technischen Hochschule München-Weihenstephan verdiente, das er 1962 als Diplom-Braumeister abschloss. Nach Italien zurückgekehrt startete er 1963 seine berufliche Laufbahn bei der „Itala Pilsen“ in Padova. Nach der Übernahme durch Birra Peroni wurde sein Aufgabengebiet ständig erweitert, bis er 1979 als Technologischer Zentraldirektor der Birra Peroni-Gruppe nach Rom ging. Bis 2004 war er als Cheftechnologe für die Technologie und Qualitätskontrolle sowie für die gesamte Verfahrenstechnik im Brauprozess und den Rohstoffeinkauf der Gruppe verantwortlich. Besonders zu erwähnen ist seine Idee zu „Nastro Azzurro“, bis heute ein Synonym für Bier „Made in Italy“. 2004 wurde er Geschäftsführer der zur Birra Peroni-Gruppe gehörenden Mälzerei Saplo in Pomezia bei Rom. Seine Verdienste bei Birra Peroni beschränkten sich nicht auf seinen unermüdlichen Einsatz bei der Einführung moderner Technik und Technologie bei der Malz-, Würze- und Bierbereitung, sondern umfassen auch die Verwirklichung eines Brauereimuseums und eines Buches über die 150-jährige Geschichte des italienischen Bieres.
Zasio war Gesprächspartner der römischen Ministerien in allen Bierbelangen, Mitglied zahlreicher Ausschüsse und Verbände im In- und Ausland, darunter bei den Brewers of Europe, bei Euromalt und dem italienischen Brauer- und Mälzerbund AssoBirra, im Vorstand des italienischen Braumeister- und Malzmeisterbundes AITBM, im Verband ehemaliger Weihenstephaner (VeW) und Gründungsmitglied von Slow Brewing. Er war Verfasser vieler Publikationen in verschieden Sprachen und auch in Interviews und Beiträgen im Fernsehen präsent, wenn es um das Thema Bier ging.
Maßgeblich hat sich Zasio für die Gründung der CERB, dem italienischen Zentrum für Brauereiforschung, eingesetzt. Er war dort bis 2018 Dozent und engagierte sich im Besonderen bei der Projektierung der Forschungsbrauerei sowie für die Ausbildung von Studenten und Weiterentwicklung dieses Wissenschaftszentrums für Bier an der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Perugia.
Zasio war als geschickter, ruhiger, aber auch harter Gesprächs- und Verhandlungspartner bekannt, der seine Interessen durchaus zu vertreten wusste. Er war aber auch immer bereit, eine angespannte Atmosphäre mit einer geistreichen Bemerkung aufzulockern. In seiner Wahlheimat Rom konnte er seinen unerschöpflichen Durst nach Kultur stillen, war ein geschickter Fremdenführer und Gastronomiekenner. Sein Wissen und seine Zuversicht gespickt mit humorigen Anekdoten und Zitaten halfen ihm in allen Lebenslagen und machten ihn zu einem großartigen Gesprächspartner. Seine Bescheidenheit, seine Diskretion und sein vornehmes Verhalten waren bekannt und geachtet.
Zasio war stolz auf seine Ausbildung zum Diplom Braumeister, dem „mastro birraio“, in Weihenstephan und seinen Brauerberuf, den er mit Leidenschaft bis zum Schluss ausübte.
Die Trauerfeier fand am 9. August 2024 in Feltre (BL) statt. Zahlreiche Vertreter der Brauwirtschaft gaben ihm die letzte Ehre. Er hinterlässt seine Frau Michela, die Söhne Carlo und Tommaso und seine Enkelkinder, für die er ein liebevoller Ehemann, Vater und Großvater war.