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11.12.2007

Zwei Seelen wohnen, ach, in unserem Bier

Ob Braugerste oder Hopfen die Seele des Bieres darstellt, darüber kann man unterschiedlicher Auffassung sein. Ein Grund zum Streiten ist es auf keinen Fall. So wurden anlässlich der BRAU Beviale 2007 von der CMA die aktualisierte Hopfensortenmappe „Die Seele des Bieres – Hopfen aus Deutschland“ vorgestellt und die neue CMA-Braugersten-Sortenmappe „Seele des Bieres – Braugersten aus Deutschland“ (S. 1445). Für Hopfen wurde bei dieser Veranstaltung weltweit ein Defizit an Alphasäuren von 800 t im Jahr 2008 prognostiziert, ausgehend von einem Weltbieraustoß von 1,8 Mrd hl und einem Alphasäurenbedarf von 8300 t. Beim Bayerischen Braugerstentag in München machte Jürgen Ströbel, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, die Brauer dafür verantwortlich, dass der Braugerstenanbau zu einem Lotteriespiel geworden sei (S. 1449). Die Reduzierung der Anbauflächen hätte schon zu einem Zeitpunkt eingesetzt, als noch niemand von Energiepflanzen geredet hat.

Zwei Seelen haben oft auch die Brauer in ihrer Brust. Einerseits fordern sie höchste Qualität bei den Rohstoffen, andererseits waren sie zumindest bis vor kurzem nicht bereit, diese Qualitäten auch entsprechend zu honorieren beziehungsweise anzuerkennen, dass schlechtere Rohstoffqualitäten zu höheren Kosten in der Produktion führen, von Imageverlusten ganz zu schweigen. Qualitätsrohstoffe einsetzen und das auch entsprechend ausloben, das machen in Deutschland auch die wenigsten Brauereien. Darauf habe ich beim Braugerstentag in München hingewiesen. Auf meine Bitte, mir entsprechende Beispiele zu nennen, war die Reaktion aus dem deutschsprachigen Raum eher enttäuschend. Positive Beispiele fand ich u. a. in den USA. So teilt die Boston Beer Company auf dem Rückenetikett von „Samuel Adams – Hallertau Imperial Pilsner“ den Kunden mit, dass der Braumeister seit über 20 Jahren in die Hallertau reist, um den „Noble Hallertauer Mittelfrueh“ persönlich auszusuchen. Auch der Winterbraugerste steht der Brauer mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits könnte sie eine Alternative sein, andererseits fehlt ihr laut Hans Albert Ruckdeschel die Akzeptanz. Oft sei sie auch dann nicht auf dem Markt, wenn man sie benötigt, und im Preis relativ hoch.

Des einen Freud, des anderen Leid gilt auch für den wirtschaftlichen Aufschwung, der Indien von allen Seiten prognostiziert wird, und der die drinktec dazu angeregt hat, die drink technolgy+PET India 2007 in Mumbai zu veranstalten

(S. 1445 und S. 1464). Der Bier-Pro-Kopf-Verbrauch liegt dort erst bei 0,9 Liter/Jahr. Die Wachstumschancen sind enorm, vor allem wenn man berücksichtigt, dass gerade die Zielgruppe der unter 30-Jährigen in Indien extrem schnell wächst und Indien China in dieser Altersklasse bald ein- und überholen wird. Die Zulieferindustrie setzt voll auf Wachstum und investiert in Fertigungsstätten in Indien. Deutsche Brauer seufzen bei dem Gedanken, dass der Bierkonsum in Indien extrem ansteigen könnte, und befürchten weitere Preissteigerungen bei steigender Nachfrage.

Optimismus war dennoch angesagt bei der BRAU Beviale 2007. Die Besucher waren mit dem Angebot mehr als zufrieden. Die Aussteller lobten die hohe Kompetenz der Fachbesucher (S. 1447). Laut Dr. Werner Gloßner, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Bayern, geht der Mittelstand optimistisch ins neue Jahr trotz des drohenden Ausverkaufs der Seelen des Bieres.

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