33. Expertentreffen Getränkeschankanlagen
Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie, TUM | Zu einer Sommer-Edition begrüßten Roman Werner, TUM, und Mirjam Haensel, HSWT, rund 50 Teilnehmer beim 33. Expertentreffen Getränkeschankanlagen Ende Juni 2022 in Weihenstephan.
Neben der Tatsache, dass die Veranstaltung nicht wie üblich im Januar stattfand, hat sich auch der Veranstaltungsort verändert: Die Teilnehmer wurden im alten Hörsaal 7 im Löwentorgebäude der HSWT empfangen. Die beiden Organisatoren freuten sich, nach der langen Corona-Zwangspause wieder Teilnehmer persönlich begrüßen und treffen zu können.
Den Einstieg ins Programm bildeten nach der Begrüßung wie gewohnt Berichte der Fachausschüsse des DIN e.V. sowie der BGN. Zudem stellten sich der Bundesverband für Schankanlagen und Gastronomietechnik e.V. (BvSG) sowie der Fachverband Schankanlagen jeweils kurz vor.
Das fachliche Programm leitete Roman Werner mit einem Referat über das Handling von Biergläsern ein. Er stellte seine umfangreichen Untersuchungen dazu vor und erläuterte die Auswirkungen von Gläserreinigung, Gläseralterung sowie zum Gläser-Handling. Alle diese Punkte seien wichtige Aspekte für ein erfolgreiches Marketing einerseits und eine hohe Bierqualität andererseits.
Auszüge aus seiner Bachelor-Arbeit zur Löslichkeit von CO2 in Abhängigkeit der Wasserhärte stelle Michael Krutel, HSWT, vor. Die Löslichkeit von CO2 hängt von zu vielen Faktoren ab, um sie alle in vorliegender Arbeit zu untersuchen. Er habe sich daher auf die Abhängigkeit des Absorptionskoeffizienten von der Wasserhärte konzentriert. Der ideale Bereich liege laut Krutel in Richtung 8 – 10°dH.
Nach der Mittagpause leitete Roman Werner eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie nachhaltig ist die Schanktechnik?“ und begrüßte drei eingeladene Diskutanten. Rene Jacobsen, Braumeister des Airbräu am Münchner Flughafen stellte dar, dass sich die Allresto-Gesellschaft zusammen mit dem Flughafen hohe Ziele hinsichtlich Nachhaltigkeit und Umweltschutz gesteckt haben. Es werden rund 40 Outlets am Münchner Flughafen betrieben. Zwar stellen die Nachwehen der Corona-Pandemie immer noch eine gewisse Investitionsbremse dar, allerdings zwingen die neuesten Entwicklungen vor allem im Energiemarkt zu manchen Entscheidungen.
Andreas Kenter, Leiter Außendienst bei Rick&Jülich, gab als Vertreter der Händler einen etwas anderen Blick auf das Thema Nachhaltigkeit. Zu seinen Aufgaben gehören z. B. die Beratung von Kunden im Hinblick auf den positiven Effekt stärkerer Isolierungen. Aber auch Aspekte der Logistik spielen eine wichtige Rolle. Bestellt ein Kunde z. B. einen Artikel, der auf Palette ausgeliefert werden muss, wird er aktiv kontaktiert, ob er noch weitere Artikel benötige. Manche fassten dies als aktive Verkaufsförderung auf, allerdings stehe hier die Einsparung von Transport und Emissionen im Hintergrund.
Der dritte in der Runde war Christian Holzner in seiner Funktion als Inhaber einer mittelständischen Schankanlagenfirma. Für ihn zählt Nachhaltigkeit nicht nur in Bezug auf Umweltschutz, sondern auch im Hinblick auf die Mitarbeiter. Beim Bau von Schankanlagen ist er der Überzeugung, dass hier ein Umdenken bei Brauereien und Architekten stattfinden muss. Auch wenn manche Bauteile etwas teuer erscheinen, werden sich solche Materialien in kürzester Zeit rentieren.
Nachhaltigkeit, so die allgemeine Überzeugung der Runde, ist ein in der Branche noch viel zu wenig thematisierter Bereich, welcher aber in Zukunft eine zunehmend wichtige Rolle spielen wird. Besonders interessant erschien es den Diskutanten, dass im Zusammenhang mit der Einsparung von Energie auch eine monetäre Einsparung verbunden ist. Allerdings müsste z. B. bei einer Erhöhung der Lagertemperatur von Bier die Qualität stets im Fokus gehalten werden. Die Meinung des Auditoriums war, dass sich die Schanktechnik bereits sehr nachhaltig darstelle, da mit Fassbier sehr viel Verpackungs-, Transport- und Reinigungsaufwand vermieden wird.
Was die Reinigung einer Schankanlage mit Fachkräftemangel zu tun hat, stellte Stefan Adam, Hogatron Deutschland GmbH, vor. Das Reinigungsgerät, welches eine oszillierende Strömung in der Getränkeleitung erzeugt, ist zusätzlich mit einer App ausgestattet, welche nicht nur die Reinigung gesetzeskonform dokumentiert, sondern auch Unterstützung in der Reinigungsdurchführung sowie beim HACCP bietet. Die App ist dafür programmiert, dass künftige Entwicklungen mit integriert werden können.
Ein Start-up des TUM Venture Labs stellte mit Mamiwater ein neuartiges System von Postmix vor. Die Motivation, so die Gründer Adrian Beissel und Eberhard Harnoncourt, war die Suche nach einer Möglichkeit individueller Getränkeherstellung unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte wie Nachhaltigkeit, Individualität und Wellness. Die Lösung liegt in der digitalen Ausführung dieses innovativen Dispensers, der vor allem für Bereiche mit vielen Abnehmern gedacht ist. Die gewählten Getränke können in umweltfreundliche, wiederverwertbare Edelstahlflaschen gefüllt werden.
Den Abschluss bildete Johannes Tippmann mit einer Keynote zum Thema „Digitalisierung in der Schanktechnik – Schon alles ausgereizt?“. Die Digitalisierung werde schon in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt, allerdings seien oftmals Vorbehalte wegen noch zu hoher Kosten festzustellen. Gerade im Hinblick auf die kommenden Schwierigkeiten in der Energieversorgung und am Arbeitsmarkt war sich Tippmann sicher, dass sich hier für die Schanktechnik- und Gastronomie-Branche zahlreiche Lösungen finden lassen.
Haensel und Werner schlossen die gelungene Veranstaltung und freuten sich, im nächsten Januar wieder zahlreiche Gäste in Weihenstephan begrüßen zu dürfen.
Schlagworte
Getränkeschankanlagen Schanktechnik
Autoren
Johannes Tippmann
Quelle
BRAUWELT 33, 2022, S. 818-820
Firmen
- Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie, TUM School of Life Sciences, Technische Universität München, Freising, Deutschland