Prof. Siegfried Donhauser verstorben
Nachruf | Prof. Siegfried Donhauser, Träger des Bayerischen Verdienstordens und des Bundesverdienstkreuzes sowie ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Technische Mikrobiologie und Technologie der Brauerei II an der TU München Weihenstephan, Fakultät für Brauwesen, Lebensmitteltechnologie und Milchwissenschaft, darüber hinaus auch Wächter des Reinheitsgebotes für Bier, ist am 26. Juli 2022 nur wenige Tage nach seinem 95. Geburtstag verstorben.
Nach dem Abitur in Weiden und einer Brauerlehre begann der gebürtige Oberpfälzer mit dem Studium des Brauwesens in Weihenstephan, das er 1952 als Diplom Ingenieur abschloss. Nach einigen Jahren in der Praxis übernahm er 1957 die Betriebsleitung der Unionbrauerei in Fulda.
Neben seiner Industrietätigkeit widmete sich Prof. Donhauser intensiv der wissenschaftlichen Forschung. In diese Zeit fällt auch die erste „Bekanntschaft“ mit der Immunologie, die von da an eine „ständige Begleiterin“ auf seinem weiteren Berufsweg werden sollte. Ihm gelang es als ersten, die für das Reinheitsgebot so wichtige Frage des Nachweises von Rohfruchtzusätzen mit Hilfe der Immunchemie zu lösen und eine absolut spezifische und empfindliche Methode zu erarbeiten. 1964 promovierte er „mit Auszeichnung“ zu dem Thema „Auftrennung und Spezifizierung der bei den technologischen Vorgängen der Bierbereitung auftretenden salzlöslichen Proteine von Gerste und Rohfrucht durch immunologische und physikochemische Methoden“. Diese damals außergewöhnliche Arbeit wurde beim Festakt zur 100-Jahr-Feier der Fakultät für Brauwesen mit der Verleihung eines Preises der TH München durch den damaligen Rektor, Prof. Albers, besonders gewürdigt.
Im Jahre 1978 habilitierte er sich zu dem Thema „Immunologische Untersuchungen zum Nachweis von Zusatzstoffen bei der Malz- und Bierbereitung“. Im gleichen Jahr ging er als Direktor der Brauerei Hacklberg nach Passau zurück, wo er bereits ab 1968 als Vorstand der Innstadt-Brauerei gewirkt hatte.
Berufung auf Lehrstuhl
1980 erfolgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Technische Mikrobiologie und Technologie der Brauerei II. Auf seine Initiative hin wurden am Lehrstuhl zusätzlich zu den vorhandenen Einrichtungen ein immunchemisches Labor sowie eine Kleinbrauerei installiert. Darüber hinaus wurde die apparative Ausstattung erweitert und modernisiert. Befruchtend wirkte sich die gleichzeitige Übernahme der Leitung der Staatlichen Brautechnischen Prüf- und Versuchsanstalt Weihenstephan inklusive Hefebank in Personalunion aus. Dadurch war es möglich, technologische Probleme aus der Praxis nicht nur mit den analytischen Methoden und dem Erfahrungsschatz einer Untersuchungsstation anzugehen, sondern auch die neuesten Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung einzubinden.
Prof. Donhauser widmete sich besonders der Reinerhaltung des Bieres und schuf eine Reihe von immunchemischen Methoden, die für die Qualitätskontrolle von Getränken und Lebensmitteln unentbehrlich geworden sind. Seine erfolgreichen Forschungen erstreckten sich in nicht minder hohem Maße auf gärungstechnologische Belange wie den Einfluss der Würzezusammensetzung auf die Gärung oder die Bedeutung des Hefestammes für die Qualität des Bieres. Er beschäftigte sich weiterhin mit kritischen Spurenelementen in der Brauereitechnologie und mit der Entwicklung umweltfreundlicher Filtrationsverfahren sowie der Biotechnologie, welche im Rahmen der Hefegenetik Innovationen in der Gärungstechnologie erwarten lässt. Mit großem Erfolg arbeitete er an der Gerstensortenidentifizierung und in gleichem Maße an Problemlösungen bei der Differenzierung von Hopfensorten und Futtermitteln. Einen wesentlichen Teil seiner beruflichen Tätigkeit nahm die Lehre ein. Er vermittelte seinen Studenten eine fundamentale Ausbildung in der Gärungstechnologie und in der biologischen Betriebskontrolle.
Die Verdienste Prof. Donhausers um das Brauwesen fanden in hohem Maße Beachtung und Anerkennung. Er war Ehrenmitglied des Verbandes ehemaliger Weihenstephaner der Brauerabteilung und Träger des Bayerischen Bierordens des Verbandes mittelständischer Privatbrauereien in Bayern. 1982 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1986 der Bayerische Verdienstorden verliehen.
Im Jahre 1995 übergab Prof. Donhauser die Leitung des Lehrstuhls an Prof. Eberhard Geiger. Für ihn bedeutete dies aber nicht den Rückzug aus der brauwissenschaftlichen Forschung. In seinen zahlreichen Publikationen ging es auch nach dem offiziellen Ruhestand zum einen um die Charakterisierung und Kultivierung von Hefearten und -stämmen, um die optimale Pflege der Hefe, aber natürlich auch um immunchemische Methoden in Brauereien und Mälzereien.