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01.02.2021

GGB-Jahrbuch 2020

Trotz Corona-Pandemie erschien pünktlich das Jahrbuch der seit 1913 bestehenden Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens, obwohl die geplante Jahrestagung, identisch mit dem Tag der Herausgabe des neuen Jahrbuches, den verhängten Einschränkungen zum Opfer fiel.

Die Stammautoren, die überwiegend auch das neue Jahrbuch gestalteten, haben wieder interessante Beiträge zusammengetragen, die vom Herausgeber Dr. Hans-J. Manger in übersichtlicher Folge mit Bildern und Tabellen eingeordnet wurden.

Gleich im ersten Aufsatz dokumentiert Stefan Wirth die Entwicklung der Brauwirtschaft in der Domstadt Fürstenwalde an der Spree. Sie war damals eine der großen Braustätten in der Mark Brandenburg, konnte sich später durch Reformation, Dreißigjährigen Krieg und Rohstoffknappheit aber nicht behaupten. In der akribischen Geschichtsforschung des Autors spielte auch der Bischof im Kleinkrieg mit den umliegenden Städten keine gute Rolle. Die Tivoli-Brauerei wurde noch im 19. Jahrhundert von Berliner Brauereien übernommen und stellte 1920 den Braubetrieb ein, im Zweiten Weltkrieg wurde die verbliebene Mälzerei zerstört. Seit 2012 gibt es eine Gasthausbrauerei in der Stadt. Die Tradition der Tivoli-Brauerei jedoch lebt im japanischen Brauriesen Sapporo fort, denn der Ahnherr dieser Großbrauerei wurde 1873 – 1875 in Fürstenwalde ausgebildet.

Eine ebenso weitreichende Darstellung liefert Andreas Urbanek von den Weigel-Werken, die mit dem Aufschwung der Industrialisierung im 19. Jahrhundert in Neiße/Oberschlesien entstanden. Sie wuchsen zu einem der Weltmarktführer für Sudwerke heran und konnten zumeist empirisch auch diesen Prozess technologisch weiterentwickeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen heimatlos. Zwar wurde das Know-how und große Teile der Fertigungstechnik nach Nordhausen gebracht; einige Fachleute bauten auch in Essen einen neuen Betrieb auf, und in der jetzt polnischen Stadt Nysa wurde versucht, das Werk insbesondere mit Ausrüstungen für Zuckerfabriken am Leben zu erhalten. So kam es in der sozialistischen Wirtschaft durch Exportaufträge sogar zu einem Aufschwung – doch nach der politischen Wende ging es in der freien Marktwirtschaft abwärts, und 2002 wurde der Betrieb geschlossen.

Die Weigelwerk AG in Essen baute wieder Sudwerke und belieferte u. a. die Brauerei Moritz Fiege in Bochum. 1970 wurde der Betrieb geschlossen, daraus hervorgegangen ist die Brauerei-Technik GmbH (Keg-Anlagen). Der Betrieb in Nordhausen wurde verstaatlicht. Der steigende Bierverbrauch in der DDR erforderte zahlreiche Instandsetzungen in den Brauereien und führte zur Entwicklung des Kombi-Sudwerkes (prismatische Gefäße). Nach der Wende kooperierte die Apparatebau Nordhausen GmbH mit deutschen Sudwerkherstellern und baut Klein- und Industriesudwerke für das In- und Ausland.

Einige Autoren blickten noch weiter zurück. Die Arbeitsgruppe an der Hochschule Trier wollte ergründen, wie die bierähnlichen Getränke im Altertum hergestellt wurden und geschmeckt haben. Dirk Nolte stieß auf eine Schrift des Thaddaeus Hagecius über die Weißbierherstellung in Prag im 16. Jahrhundert und schlussfolgert, dass solche Quellen viel zu ungenau sind, um Getränke nachzumachen.

Genauso verhält es sich mit dem Transport der Biere in diesen Zeiten, und W. D. Speckmann erinnert an die Flößerei auf den bayerischen Flüssen. Dr. Manger ist im Jahrbuch mit dem zweiten Teil seines Aufsatzes aus dem Vorjahr über Fässer aus Metall vertreten. Diese Entwicklung vom Holz- über Aluminium- zum Stahlfass war für die ältere Generation der Leser noch erlebbar.

Neben kleineren Aufsätzen über nicht mehr existierende Braustätten schließt das Jahrbuch wie üblich mit der Niederschrift von der vorjährigen GGB-Mitgliederversammlung in Einbeck und der gültigen Mitgliederliste des GGB.

GGB e.V. (Hrsg.): Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V., 2020, 288 Seiten, broschiert, 15,00 EUR.

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