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Kaum sind die etwas ruhigeren Tage vorbei, überschlagen sich die Nachrichten aus den bzw. um die Unternehmen. Ziemlich schnell, aber auch fast lautlos dreht sich das Karussell derzeit beim weltweiten Branchenprimus InBev. So musste John Brock, CEO bei InBev gehen, obwohl er sein immer wieder anvisiertes Ziel, die EBIDTA-Marge bis 2007 auf 30 Prozent zu steigern, bereits im Herbst 2005 erreicht hat. Die Brauwelt-Korrespondentin Ina Verstl mutmaßt, dass der Grund für Brocks Entlassung im Aufsichtsrat der InBev zu suchen sei, wo sich jeweils vier Vertreter der belgischen und der brasilianischen Familienstämme gegenübersitzen, die zusammen fast 70 Prozent der Aktien kontrollieren (S. 49). Brocks Nachfolger, der Brasilianer Carlos Brito, kann jetzt zeigen, dass er nicht nur Kosten senken, sondern auch Marktanteile erhöhen kann.

Kaum zu glauben, so liest man in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen und Magazine, der Aufschwung kommt. Die Prognosen der Wirtschaftsweisen sind so optimistisch wie schon lange nicht mehr. Lt. ifo Institut gibt es klare Signale, dass die konjunkturelle Flaute überwunden ist. Für 2006 rechnet ifo-Chef Hans-Werner Sinn, in den letzten Jahren eher ein Kritiker des Wirtschaftsstandortes Deutschland, mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent.

– so hat ein Verband aus der Getränkebranche seine guten Wünsche für diebevorstehenden Feiertage und das Jahr 2006 überschrieben, leider aber keine Aussagen darüber gemacht, warum seiner Meinung nach das Jahr 2006 spannender wird als das gerade zu Ende gehende Jahr 2005.

Dies gilt lt. Edgar K. Geffroy in erster Linie für gesättigte Märkte. Die Kunden wollen so richtig Spaß mit den Produkten haben sowie besser und schöner leben (S. 1592). Allerdings, so Geffroy, falle es in Deutschland nicht so schwer, die Kunden zu verblüffen, weil sie auf diesem Gebiet noch nicht allzu sehr verwöhnt sind, wie jeder Kunde nach seinen täglichen Erfahrungen sicher bestätigen kann.

Renate Scheibner, Präsidentin des Bundesverbandes mittelständischer Privatbrauereien, zeigte bei der Eröffnung des sehr gut besuchten und hochinteressanten Zukunftsforums mittelständische Brauwirtschaft Mitte November in Nürnberg einige Herausforderungen auf, vor der die deutsche Brauwirtschaft in den nächsten Jahren steht: Strukturveränderungen, Neue Marktverhältnisse und die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen. Gerade die kleineren und mittleren Brauereien forderte Scheibner auf, ein positives Klima für ein hochwertiges Bier zu schaffen, einen neuen Enthusiasmus für Bier sowie einen verantwortungsbewussten Biergenuss zu befördern(S. 1551).

Dies gilt nicht nur für die Politiker, die ja zurzeit von allen Seiten unter Beschuss genommen werden, sondern auch für die Führungskräfte in der Wirtschaft und somit auch für die Manager der Getränkebranche (s. a. S. 1510). Der Trendforscher Karl-Heinz Smola beobachtet einen Wertewandel sowie einen geistigen Wandel. Wer den Erfolg haben will, kann nicht so weiter-machen wie bisher. Die Megatrends sind „Neues Bewusstsein“ und „Neues Denken“. Smola erwartet die „weiche Welle“: Sinnsuche, Transgenerationsprodukte, Kommunikation.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie von A. C. Nielsen, Frankfurt (s. S. 1471). Die Qualität des Produktes bis hin zur Verpackung ist nach wie vor der wesentliche Erfolgsfaktor für den Vertrieb von Markenartikeln. Starke Marken nutzen dem Vertrieb. Dabei gilt es, den Marken- und Vertriebsprozess einheitlich zu steuern. Bedeutender als der Preis werden Faktoren eingestuft wie Qualität, gute persönliche Beziehungen zum Handelspartner, eine enge Zusammen­arbeit zwischen Marketing und Vertrieb sowie ein starkes Markenimage.

Dieses Motto scheint sich die VLB Berlin auf die Fahnen geschrieben zu haben. Denn angesichts des Wandels in der Brauwirtschaft will sich die VLB aktiv an die veränderte Situation anpassen. Sie setzt dabei auf die Verschlankung von Gremien, auf eine zeitliche Straffung des Tagungsprogramms, einer strikten inhaltlichen Ausrichtung und vor allem auf die verstärkte Etablierung von Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen, z.B. in Richtung Osten. Dadurch soll das Angebot der VLB für alt bekannte Kunden interessant bleiben und bei neuen Kunden Interesse wecken (S. 1435).

Dieser Frage stellten sich zum einen die Marktforscher von Mintel bei ihren Untersuchungen über den Alkoholkonsum in Europa und seine Entwicklung seit 1999 (S. 1360) zum anderen, eher indirekt die Top-Manager der internationalen Brauszene, die sich beim 4. World Beer and Drinks Forum 2005 in München getroffen und miteinander über die Entwicklungen im internationalen Biermarkt diskutiert haben (S. 1355).

Dieses Statement von RA Peter Hahn, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, in seinem Referat anlässlich des 8. VLB-Forum am 12. Oktober in Berlin (s. S. 1394) unterschreiben sicher alle Brauer. Wenn es dann aber darum geht, diese Botschaft auch nach draußen, an den Konsumenten und Bierliebhaber zu bringen, dann sieht die Sache schon anders aus. Dann denken viele Brauereien in Zeiten enger werdender Märkte nur noch an ihre eigene Marke und vergessen, die Vorzüge eines maßvollen Biergenusses zu kommunizieren. P. Hahn hat ja recht, wenn er fordert, die Botschaft „Bier bringt Lebensfreude“ stärker als bisher unters Volk zu bringen. Dazu sind alle aufgerufen, die kleineren wie größeren. Sie sollten sich nicht hinter den Verbänden verstecken, sondern die Themen, die die Branche betreffen, auch verstärkt mit den Politikern auf allen Ebenen diskutieren, um zu vermeiden, dass Bier immer mehr in die Ecke der Drogen gestellt wird.

Im Vorfeld der drinktec 2005 fand das 4. World Beer and Drinks Forum statt. Es stand unter dem Motto „Visionäre und ihre Visionen“. An zwei Nachmittagen wurde über Entwicklungen und Tendenzen im globalen und nationalen Biermarkt zum Teil sehr kontrovers diskutiert (S.1311). Ob die Entwicklungen immer so eintreffen, wie Branchenkenner sie manchmal vorhersagen, bleibt abzuwarten. Ganz von der Hand zu weisen sind die Szenarien, die in München aufgezeigt wurden, sicherlich nicht (S.1312), auch wenn sie dem einen oder anderen nicht so genehm sind. Allerdings fiel dem stillen Beobachter der Szenerie auf, dass sich gerade die Großen der Branche auf Werte besannen, die in den letzten Jahren eher als überholt und altmodisch eingestuft worden waren. Auf einmal braucht Bier wieder mehr Geschmack, mehr Vielfalt, mehr Charakter, mehr Image und natürlich höhere Preise. Und das, nach dem man über Jahre hinaus ganze Managementebenen in den Brauereien abgebaut, Gelder für die Öffentlichkeitsarbeit für Bier gestrichen und auch bei der Förderung der Brauwissenschaft die Bremse gezogen hat. Mit Interesse haben sicher die anwesenden Mittelständler vernommen, dass die Großen sie am Leben erhalten sollten, da nur sie das Absacken des gesamten Biermarktes verhindern könnten.

Die drinktec 2005, die Weltmesse Nr. 1 für Getränke- und Liquid Food Technologie, die am 17. September in München nach sechstägiger Dauer zu Ende gegangen ist, hat lt. dem offiziellen Abschlussbericht der Messe München GmbH mit rd. 70000 Fachbesuchern aus 161 Ländern (2001: 111) neue Maßstäbe gesetzt. Erwartet hatte man etwa 80000 Fachbesucher (siehe Brauwelt Nr. 37, 2005, S.1216). Im Vergleich zu 2001 sind 40 Prozent mehr internationale Gäste nach München gekommen. Deutliche Zuwächse gab es vor allem aus den USA, Japan, Südamerika sowie Mittel- und Osteuropa, ­insbesondere Russland. Der Anteil internationaler Besucher ist rasant von 36 auf 50 Prozent angestiegen. Damit, so die Messe, hat die drinktec ihre Rolle als weltweit führende Business-Plattform der internationalen Getränkebranche eindrucksvoll untermauert. Es sei auch gelungen, weitere Zielgruppen, vor allem aus den Bereichen Milchverarbeitung, Alkoholfreie Getränke und PET, zu gewinnen.

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