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04.10.2006

Die Brauwelt verändert sich rasant

Mit ihrem Vortrag „Born to be wild – die Braubranche und die Gefahren des Wandels“ traf

Dr. Ina Verstl, freie Mitarbeiterin im Fachverlag Hans Carl, die internationale Brauergemeinde beim World Grains Summit in San Francisco an einem wunden Punkt (S. 1170).

Eine von wirtschaftlichen Aspekten dominierte Unternehmensführung ist unumgänglich, wenn man auf internationaler Ebene Bestand haben will, wenn auch der Abschied von der Technologiegesteuerten Brauerei für die meisten Brauherren eher schmerzlich ist. Immer wichtiger wird der Aufbruch in neue Märkte, die aufgrund ökonomischer und politischer Einflüsse entstehen. Der weltweite Biermarkt ist höchst kompliziert und regional sehr unterschiedlich, da heißt es offen sein für Neues.

Kann Finnland auch im Bierbereich Vorbild sein? Diese Frage stellt sich dem interessierten Besucher der Betriebsstätte der Hartwall Ltd. in Lahti. Der größte Getränkehersteller Finnlands (knapp 1 Mio hl Bier, 2 Mio hl Softdrinks, Distribution von 4 Mio hl Getränken für ganz Finnland) hat sich voll auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausgerichtet. Den Herausforderungen des Marktes begegnet das Unternehmen mit einer hochflexiblen, vollautomatischen Produktion und Distribution einer enormen Bandbreite von Getränken und Verpackungen mit über 230 verschiedenen Produkten und das Ganze auf einer Fläche von 150 000 qm. Den weitaus größten Platz nehmen die Abfüllung und das Logistikzentrum ein, mit Hochregallagern und automatischer Kommissionierung. Die Produktion ist kompakt in einer Ecke des Geländes zusammengefasst. Für einen eher traditionellen Brauereitechniker einerseits faszinierend, andererseits aber auch etwas erschreckend. Aber für alle gilt: Offen sein für Neues.

Neue Herausforderungen stellt auch die Rohstoffsituation. Vor allem bei der Braugerste und beim Malz sieht der Deutsche Mälzerbund eine ernste Versorgungskrise (S. 1171). Aufgrund der schlechten Witterung stehen in Deutschland schätzungsweise 0,4 bis 0,6 Mio t Sommerbraugerste weniger zur Verfügung als im Vorjahr. Ein Import von Braugerste kann dies wegen der geringen Verfügbarkeit und der hohen Preise kaum ausgleichen. Kompensieren könnte man dies nur durch Verwendung von Winterbraugersten oder durch Kompromisse bei der Qualität von Sommergersten. Hier müssen sich Mälzereien und Brauereien schnell auf entsprechende Lösungen verständigen. In Zukunft sollte sich die Braubranche stärker als bisher an dem Rohstoffrisiko beteiligen, zum einen durch positive Signale in Richtung Braugerstenanbau und zum anderen durch die Bereitschaft, angemessene Mälzungsspannen zu bezahlen. Auch die Hopfenbranche weist auf Lieferengpässe und auf die Notwendigkeit höherer Preise hin. Dem langjährigen, neutralen Beobachter fällt dazu nur der Satz ein: „Die Worte vernehm ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“.

Veränderungen in der Brauwissenschaft werden durch die WiFö vorangetrieben. Die neuen Forschungsprojekte der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft werden auf Seite 1174 vorgestellt. Publiziert werden sie in der Monatsschrift für Brauwissenschaft in ausführlicher Länge in englischer Sprache sowie als ausführliche Zusammenfassungen mit Schwerpunkt auf mögliche Auswirkungen für die Praxis in der Brauwelt und in der Brauwelt International. Von dieser Förderung profitieren nicht nur die einschlägigen brauwissenschaftlichen Institute und die deutsche Brauwirtschaft, sondern auch die internationale Braubranche, zum einen durch die Publikationen durch den Fachverlag Hans Carl, zum anderen auch durch Vorträge deutscher Brauwissenschaftler bei internationalen Symposien wie kürzlich beim World Grains Summit, auf dem die deutschen Brauwissenschaftler mit ihren Beiträgen durchwegs positive Reaktionen erzielten,

wie Brauwelt-Redakteurin Dr. Lydia Winkelmann aus San Francisco berichten konnte (S. 1170). Allen Unkenrufen zum Trotz findet deutsches Know-how doch internationale Anerkennung, zumindest im Braugewerbe.

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