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02.05.2007

Rohstoffversorgung und Biervielfalt

Das beherrschende Thema bei Gesprächen zwischen Brauern ist und bleibt die Rohstoffversorgung und nicht nur als Folge der Missernte 2006, sondern auch bereits vor dem Hintergrund eines Aprils 2007 mit den geringsten Niederschlägen und wärmsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Schon berichten Landwirte im Fernsehen, dass die ausgesäte Braugerste aufgrund von Wassermangel nicht zum Keimen kommt. Das Thema Rohstoffe bleibt also spannend.

Auf regionale Rohstoffversorgung setzen die mittelständischen Brauereien. Sie haben, wie Präsident G. Ilgenfritz, Private Brauereien Bayern, bei einem Empfang im Bayerischen Landtag ausführte, die Vorvertragspreise für die Braugerste der Ernte 2007 um mehr als 50 Prozent angehoben. Allerdings sieht er kaum Möglichkeiten, dass sich die Braugerste gegen die staatlich subventionierten Energiepflanzen für Biogas und Biosprit durchsetzen kann (S. 461).

Wird der Landwirt zum Energiewirt? Die Beantwortung dieser provokanten, aber realistischen Frage ist natürlich auch für den Brauer von entscheidender Bedeutung. Unter der Annahme eines Rohölpreises von 67 USD pro Barrel darf das Getreide als Heizölersatz zur Wärmegewinnung 15 EUR/dt kosten. Zum einen ist es also eine Preisfrage, zum anderen ist das Thema Energie aus nachwachsenden Rohstoffen emotional sehr positiv besetzt (S. 463). Allerdings unterschlagen Politik und Medien die hohe Umweltbelastung, vor allem den hohen Wasserverbrauch durch die Biogas- bzw. Biospritherstellung (Brauwelt Nr. 15/16, 2007, S. 379). Die nächste provokante Frage der Zukunft ist, welcher Durst bzw. Hunger in Zukunft eher befriedigt werden soll, der nach Energie oder der nach Lebensmitteln oder nach Wasser.

Wasserqualität für die Brauereien war ein Thema auf der VLB-Frühjahrstagung in Bad Kreuznach. Dieser für das Bier so wichtige Rohstoff wird bei der Debatte um Rohstoffsicherung immer gerne vergessen, gewinnt aber immer mehr an Bedeutung, ganz abgesehen von den Kosten für Wasser und Abwasser. Denn eines stellte Dr. A. Ahrens fest: „Der Aufwand zur Sicherstellung einer Trinkwasserqualität vor der eigentlichen Brauwasseraufbereitung wird immer höher“ (Brauwelt Nr. 17, 2007, S. 419). Neben der Qualität kommt mit der Klimaerwärmung auch die Quantität des Wassers immer stärker ins Gespräch. Schon wird vor Wasserengpässen bis hin zum Trinkwassermangel in einigen Gegenden Bayerns gewarnt.

Die Hefe als wichtiger Rohstoff steht außer Diskussion, sollte aber nicht übergangen werden. In vielen Betrieben wird auf diesen Produktionsfaktor zu wenig geachtet. Dabei muss, wie die Autoren ab S. 470 schreiben, klar sein, dass Bemühungen im Bereich der anderen Rohstoffe und des Sudhauses für eine gute Bierqualität durch den Einsatz schlechter Hefen wieder zunichte gemacht werden können.

Die Biervielfalt ist durch die oben aufgezeigten Szenarien wohl noch nicht in Gefahr. Sie ist nicht nur in Bayern, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands, Europas, aber auch in den USA doch noch sehr hoch. Zum einen könnte sie durch den drohenden Rohstoffmangel in Gefahr geraten, zum anderen könnte sie, provokant gesagt, auch zunehmen, indem die Brauer auf andere Getreide- oder Stärke- bzw. Zuckerquellen ausweichen. Geforscht wird auf diesem Feld schon, wie der Vortrag von M. Zarnkow beim Rohstoffseminar in Weihenstephan bewies, über den die Brauwelt noch berichten wird. Hier ging es um den Einfluss verschiedener Cerealien und Pseudocerealien auf die Bierbereitung.

Es bleibt auf jeden Fall spannend, wie die deutsche und internationale Braubranche auf diese Herausforderungen reagiert.

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