Regional und qualitativ sehr unterschiedliche Braugerstenqualitäten prägen den Markt
17.12.2019

Überschuss trotz heterogener Qualitäten

Braugerstenreport Europa | Die Sommergerstenernte 2019 ist in Europa weitestgehend durchgehandelt. Frankreich und Großbritannien haben den Markt früh und günstig bedient.

Trotz des qualitativ uneinheitlich und teilweise sehr schwachen Angebots geht der Markt von einem Überschuss in Europa aus, und die Mälzer sind gut ausgelastet.

Die Ernteergebnisse

Überschussgebiete für Sommerbraugerste in Europa sind in diesem Jahr im Wesentlichen Frankreich, Dänemark und Großbritannien. Anbieter in Frankreich gehen allerdings davon aus, dass die Mälzer Proteingehalte bei einem Minimum von neun Prozent tolerieren müssen. Der Überschuss wird dennoch bei 2,1 Mio t in Frankreich und bei 890 000 t in Dänemark gesehen. England und Wales gehen von einem Exportplus von 450 000 t aus. Hier ist bereits viel Ware geflossen, bedingt durch die Brexit-Unsicherheiten. Ein hoher Anteil an Braugerste mit qualitativ guten Ergebnissen macht diesen Überhang möglich.

Die Sommergerstenqualitäten sind 2019 in Deutschland wieder sehr unterschiedlich ausgefallen. Rund 54 Prozent der Ernte entfallen auf Braugerste, so dass ein Importbedarf von rund 1,1 Mio t erwartet wird. In den Südwesten Deutschlands sind bereits Mengen aus Frankreich und Großbritannien geflossen, wobei es sich häufig wieder um die günstiger angebotene Sorte Planet handelt, trotz schwachem Eiweißgehalt. Einfuhrbedarf haben auch Österreich (30 000 bis 40 000 t), Polen (ca. 300 000 t) und Tschechien (60 000 bis 90 000 t). Schlechte Qualitäten prägen das Bild sowohl in Tschechien als auch der Slowakei. Während bisher eher Ware von Tschechien nach Bayern geflossen ist, ist es dieses Jahr eher umgekehrt.

Trotz der uneinheitlichen und regional sehr mäßigen Qualitäten in Europa rechnen Experten mit einem Überschuss an Sommerbraugerste von insgesamt 800 000 t. Hier handelt es sich zu einem großen Anteil um die Sorte Planet. Und auch bei sechszeiliger Winterbraugerste wird ein ähnlich hoher Überschuss erwartet. Wegen preisgünstiger Offerten aus Frankreich und Großbritannien hat Dänemark noch unverkaufte Sommergerste. Sie findet aber zunehmend Käufer im Futtergerstenexport, was den Markt entlasten kann. Aktuell ist der Markt für Sommerbraugerste in Europa ruhig gestimmt. Bis zum Frühjahr 2020 wird nicht mit großen Entwicklungen gerechnet.

Ausblick auf 2020

Die Flächenentwicklung 2020 für Sommergerste wird in Europa unterschiedlich eingeschätzt. Frankreich geht von einer Reduzierung auf 575 000 ha aus, während in England und Wales eine Ausdehnung auf 520 000 ha und in Dänemark auf 515 000 ha für möglich gehalten wird. Deutschland wird bestenfalls die Fläche halten, aber auch ein Rückgang von zehn Prozent ist denkbar. Österreich rechnet nicht mit einer Erholung der Anbaufläche für Sommergerste, wohl aber mit mehr Fläche für Winterbraugerste. In Tschechien und der Slowakei wird ein Flächenrückgang und in Polen eine Flächenausweitung erwartet. Alle diese Erwartungen sind allerdings vorbehaltlich der Wetterbedingungen zur Winteraussaat zu sehen.

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